Es war Herbst 2005. Ich war 20, gerade fertig mit der Ausbildung zur Gärtnerin im Zierpflanzenbereich und wohnte erstmals in meiner eigenen Wohnung. Ich verbrachte viele Stunden im Internet und in verschiedenen Foren unterwegs. Dort entstand der Kontakt zu Tobias. Sofort verstanden wir uns, schrieben uns Romane, telefonierten nächtelang. Schließlich trafen wir uns und es funkte sofort. Der Traum schien perfekt: Ich habe meinen absoluten Traummann gefunden. ER IST ES!
Doch es gab einen Hacken: Uns trennten sieben Stunden, genau genommen 600 km. Also vermieden wir das Thema, sprachen nur wenig davon. Eine Fernbeziehung ist nicht gerade das, was wir uns zu Beginn direkt vorgestellt haben. Vor allem, da wir uns noch nicht mal eben kurz auf ein kurzes Date treffen könnten. Er als der ältere (neun Jahre Altersunterschied) und der Vernünftigere von uns beiden lehnte es daher ab. „Unmöglich, wie stellst Du Dir das vor? Gerade jetzt wo ich mit meinem Diplom fertig bin, nach einer Arbeit suche und du eine neue Stelle anfängst.“ Damals verstand ich die Begründung nicht, heute weiß ich, dass er Ängste hatte mir nichts bieten zu können… Also trennten sich damals unsere Wege und Funkstille trat ein. In meiner Wut über die Situation und dem Wunsch nach langfristiger Beständigkeit, lernte ich auf der neuen Arbeit jemanden kennen mit dem ich zusammenkam und später auch zusammenzog. Tobias und ich hielten nur sporadisch Kontakt, nur verloren uns aber immer mehr aus den Augen.
Es tat weh zu spüren, wie wir uns immer mehr auseinanderlebten. Aus den Augen heißt nur leider nicht immer aus dem Sinn, denn trotz neuer Partnerschaft konnte ich ihn nie vergessen. Mein Leben in der Jugend und dem frühen Erwachsenenalter war sehr bunt und laut, durchzogen von Ängsten und der ständigen Suche. Tobias gab mir in der kurzen Zeit (ca ein Dreiviertel Jahr) Halt in meinem Chaos und Ausgeglichenheit in meiner Unruhe. Er war der Erste, zu dem ich meine Gefühle nicht einordnen und nicht erklären konnte. Ich denke, man kann es wahre Liebe nennen. Irgendwas zwischen himmelhochjauchzend und absolutem Untergang. Also redete ich mir immer wieder ein, dass es sowieso nicht gut ausgegangen wäre und ich etwas Festes und Stabileres bräuchte. So vergingen Jahre und dann kam das erste Kind von meinem damaligen Freund. Nur mit den Jahren kamen leider auch immer mehr Probleme. Meine „vermeintlich sichere Wahl“ bekam ein Alkoholproblem, erlitt einen Bandscheibenvorfall und hielt sich nur noch in Kneipen auf. Ich war völlig auf mich allein gestellt, fühlte mich immer einsamer. Nach sechs Jahren, zahlreichen Erniedrigungen und Enttäuschungen später hatte ich es geschafft mich endgültig zu trennen. Mein Sohn war nun 2 1/2.
Ich suchte uns eine kleine 2-Zimmerwohnung und zog aus. Von einem Freund erfuhr ich später, dass Tobias auch eine Familie gegründet hatte und von seiner Freundin nun auch getrennt lebte, dies passierte zeitgleich. Ich beschloss ihn anzurufen. Wir telefonierten doch mit der Zeit meldete er sich immer weniger, bis es wieder auseinander ging. Drei Jahre meiner Singlezeit sind nun vorbeigegangen, mein Leben entwickelte sich weiter. Ich hatte nur wenige Dates, konzentrierte mich aber im Beruf und machte mich selbständig. Wir zogen noch einmal auf einen wunderschönen Gutshof um und mein Sohn wurde fünf. Wie aus dem nichts bekam ich im November 2014 plötzlich eine Nachricht von ihm: „Könntest du in Erwägung ziehen runter zu ziehen?“ Meine Antwort: „Ja für einen Ring am Finger und einen dicken Bauch.“ Mich schockierte seine Nachricht, also stellte ich ihm ein klares Ultimatum. Ich war mir sicher, nichts mehr von ihm zu hören. Doch da war er, der Moment. Der Moment, auf den ich zehn ganze Jahre gewartet habe. Sommer 2016, zu meinem Geburtstag erhielt ich einen Heiratsantrag. Wenige Tage später erfuhren wir, dass ich schwanger war.
Und da sind wir jetzt!
Ich bin mit meiner größten Liebe seit Sylvester 2016 verheiratet, im Sommer 2017 kommt die Kirchliche Trauung, unser dritter Sohn kam im März auf die Welt… Ich bin endlich angekommen, erfahre so viel Unterstützung meines Mannes, bin immer noch selbstständig und trotzdem mit Leib und Seele Mama und Ehefrau. Ich zog zu ihm, von der Stadt zum Dorf und liebe es. Ich habe mich immer gefragt, warum unser Weg so lang und kompliziert sein musste. Ich denke damals waren wir noch nicht bereit. Oft verpassten wir uns, oft waren es ungünstige Zeitpunkte, Lebenslagen, Momente. Ich erfuhr zum Beispiel auch, das er öfters versuchte mich zu finden. Doch weder in meiner alten Wohnung, noch unter meiner alten Handynummer war ich zu erreichen… Dennoch haben wir in dem ganzen Chaos zueinander gefunden und ich bin fest überzeugt davon, dass wir beide unsere ersten Familienversuche brauchten, um daran zu wachsen und unsere Liebe und um unsere außergewöhnliche Familiensituation noch mehr schützen zu können. Ich würde nichts in meinem Leben ändern wollen, denn es hat mich hierher geführt.
Für mehr Impressionen unserer Arbeit, folgt uns auf Insta. Lasst euch inspirieren auf unserem Blog und unserem Pinterest Kanal oder werft einen Blick in unser Foto/Video-Portfolio.
Team #eshatklickgemacht