Matthias und ich haben uns damals im 2. Semester an der Uni in Köln kennengelernt. Ich hatte kein großes Interesse, fand ihn anfangs sogar sehr arrogant und unsympathisch. Es verging eine Weile dann kamen wir uns näher. Zuerst durch das Studium (Gruppenarbeiten, Referate), dann privat. Immer mehr trafen wir uns nach den Vorlesungen, zuerst mit anderen dann allein. Eins kam zum anderen und schließlich wurden wir ein Paar. Da ich Türkin bin und religiös (zumindest ein wenig) erzogen wurde standen wir vor einem Problem: Wie sage ich meinen Eltern, dass mein Freund ein Deutscher ist?
Wir haben es 1,5 Jahre hinausgezögert. Im Urlaub habe ich es meiner Mutter erzählt. Sie reagierte leider so wie ich es befürchtet habe: Ich solle sofort Schluss machen, ihn nie wieder sehen und sofort die Uni wechseln.
Aus Angst und Verzweiflung fing ich an zu lügen. In so einem Lügengestrick weiter zu leben fühlte sich nicht richtig an. Das war dann auch der entscheidende Moment für eine Wende. Meine Eltern haben mir immer schon alles vorschreiben wollen: Wie ich mich kleiden und schminken soll, wann ich Zuhause sein musste. Ich durfte nie Freundinnen treffen, nie auf Geburtstage, weil ja auch Jungs dort sein könnten… Mir war diese Unterdrückung vorher nie besonders bewusst, aber als sie anfingen mir vorschreiben zu wollen, wen ich lieben sollte (nämlich auf keinen Fall einen Deutschen, sondern einen türkischen Moslem) wurde es mir zu viel. Die eigenen Gefühle kann man nicht kontrollieren, das macht das Verliebtheitsgefühl gerade so schön – das Gefühl von Freiheit, Ungezwungenheit. Das was sie mir vermitteln wollten hat mit meinem Verständnis von Liebe nichts zu tun, es ist reiner Zwang und Unterdrückung.
Mein Freund ist der wunderbarste Mann, den ich mir an meiner Seite vorstellen kann. Er ist liebevoll, ausgeglichen, lustig und wir führen solch eine harmonische Beziehung miteinander. Wieso sollte ein Moslem also besser sein, nur weil er ein Moslem ist? Der richtige Mann hat nichts mit dem Glauben, der Herkunft, der Ethnie zu tun. Das war ihnen scheinbar egal. Es ist so gekommen wie es kommen musste: Ich bin in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von Zuhause weggelaufen. Ab da eskalierte es regelmäßig; Morddrohungen, Psychoterror, Streit. Regelmäßig suchten sie mich auf bis ich den Wohnort und Telefonnummer wechseln musste. Nach nun knapp 6,5 Jahren ist Ruhe. Letztes Jahr habe ich eine letzte Mail meiner Mutter bekommen, in der sie nun endlich geschrieben hat, dass sie mich nun aufgeben und mich nicht als Tochter sehen.
Mein erster Gedanke: Zum Glück! Viele Männer hätten irgendwann vielleicht die Geduld verloren. Er ist geblieben und war mir immer eine große Stütze, das rechne ich ihm sehr hoch an. Schade, dass so etwas zwischen einer frischen, jungen Liebe stehen muss. Doch wir bereuen nichts und sind uns sicherer als je zuvor.
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